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Wo bitte geht’s zum Leben? Was Religion mit Kunst zu tun hat – und wie beide zu einem guten Leben führen

Leseprobe

Prolog

Liebe Leserin und lieber Leser, kennen Sie so was: Jemand ist Ihnen ein Dorn im Auge. Sobald Sie ihn zu Gesicht bekommen, könnten Sie ihm an die Gurgel gehen. Aber warum bloß? Zum Glück halten Sie sich zurück und fragen sich stattdessen: „Was ist da eigentlich los?“ Sehr vernünftig. Und dann erinnern Sie sich an damals: wie Sie Ihrem heutigen Lieblingsfeind vor vielen Jahren vorgestellt wurden und wie der sich sogleich zu einem Witz über Ihren Namen verstiegen hat. Der Witz war läppisch und harmlos, der ganze Kerl ist vermutlich ganz harmlos, nur vorlaut (und hat übrigens eine abgrundtief hässliche Nase), aber bei Ihrem Namen verstehen Sie keinen Spaß! Sonst jede Menge, nicht wahr, aber nicht bei Ihrem Namen. Und wenn Sie sich da so erinnern, dämmert Ihnen vielleicht etwas. Vielleicht fragen Sie sich, ob diese Nase wirklich so hässlich ist. Und Sie beginnen vielleicht, sich zu wundern, wo Ihr Humor hinverschwunden ist.

Von den Wurzeln her begreifen Sie manchmal etwas, was Sie irritiert, ratlos macht oder nervt, in neuem Licht. Und irritieren, ratlos machen oder nerven kann einen auch das Thema „Religion“, was meinen Sie?

Im vorliegenden Buch will ich ein paar neue Blicke auf dieses grundlegende menschliche Phänomen werfen. Also wohlverstanden: auf die Religion, in der Einzahl. Darum geht es zuerst und in zweiter Linie und als Nebeneffekt auch um die Religionen, Mehrzahl.

Ich werde dazu einen schnellen Durchgang durch die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins unternehmen, um nachzuvollziehen, woher Religion kommt und was sie ist, tut, will und soll. Was dabei ungefähr herauskommt, deute ich Ihnen jetzt schon mal an, damit Sie wissen, worauf Sie sich gefasst machen müssen. Nämlich: Religion ist eine beim Menschen ganz natürliche Erscheinung, sie ist entstanden als Folge der Erfahrung des Heiligen – die ebenfalls eine ganz natürliche Erscheinung ist. Und Sie kennen diese Erfahrung. Religion ist kein Hirngespinst und keine Erfindung – diese Bemerkung für all jene Personen, die sich hier eine Entlarvung der Religion als Humbug erhoffen. Ich werde jedoch die Religion kritisch betrachten, nicht fromm – das zur Beruhigung derselben Personen. Eine zweite ganz natürliche Erscheinung beim Menschen ist die Kunst, und beide – Religion und Kunst – hängen aufs engste miteinander zusammen. Der Begriff „Inkarnation“ wird dabei eine wichtige Rolle spielen …

Aber ich will nicht gleich die ganze Katze aus dem Sack lassen.

Nur so viel noch: Sie halten kein wissenschaftliches Fachbuch in Händen, und ich will Sie nicht mit Details langweilen. Es geht um Grundaspekte, um die große Linie, und Fachbegriffe tauchen auf, wenn sie mehr oder weniger unvermeidlich sind. Keine Panik.

Los gehtʼs.